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Bild: Martin Steger
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Teufel, Tanz und Politik
Fünf Stunden Unterhaltung pur bei Prunksitzung des Faschingsvereins in der Stadthalle
Neustadt/WN. (bgm) Showtänze,
Gardeauftritte, ein mit brennenden
Fackeln jonglierender Varietékünstler,
eine gesalzene Büttenrede
und ein energiegeladenes
Percussions-Orchester - das
ist nur ein Teil der abwechslungsreichen
Auftritte, die der
Neustädter Faschingsverein im
über fünfstündigen Programm
der Prunksitzung seinen zahlreichen
Gästen bot.
„Devil inside“ hieß es beim teuflischen
Auftritt der Showgruppe
„Phoenix“ vom TUS Mitterteich. Glitzernd
rot und düster schwarz gekleidet
schritten die Tänzerinnen auf
langen Stelzen in die Stadthalle, eskortiert
von breitschultrigen Männern.
In der schaurig-wilden Choreographie
rissen die schreckerregenden
Wesen aus der Unterwelt ein kleines
Mädchen im weißen Nachthemd mit
Riesenplüschteddy aus ihren Träumen.
Ein ruhiger, wenngleich nicht minder
spannender Gegenpol, war die
Vorführung des Jongleurs Peter Gerber.
Der gebürtige Parksteiner entführte
die Gäste in die Welt des Varietés.
Ob drei, vier oder gar fünf Keulen
- Gerber beherrscht nicht nur klassische
Varianten. Selbst ein Fahrrad
kann er auf seinem Kinn balancieren
und neben der Finanzamt-Show präsentierte
er auch die Uli-Hoeneß-
Jonglage, bei der man auch mal was
„hintenrum“ machen müsse. Neuerdings
bezeichne man diese Technik
auch als „Alice-Schwarzer-Gedächtnis-
Jonglage“.
Attraktive alte Schachteln
Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt
der Laienschauspielgruppe
„Schabernak“. „Die alten Schachteln“
- eine durchwegs von Männern
verkörperte Auswahl fiktiver, älterer
Neustädter Damen - klagte ihr Leid
über die Schwierigkeiten bei der
Bräutigamsuche. Dabei haben die
„alten Schachteln“ durchaus etwas
zu bieten: einen Stall voller Vieh, einen
überdurchschnittlichen Vorbau
und auch die blondeste Haarpracht
der ganzen Stadt.
Auch in anderer Hinsicht warben
die Damen mit ihren Vorzügen: „Auf
an altem Radl“ lerne man schließlich
„is Fouhrn“. Nur Jammern wollten
die sechs aber auch nicht. Für „Danza
koduro“ warfen sie die Gehstöcke
zur Seite und ließen den Rollator am
Rande stehen. Mancher Faschingsfreund
im Publikum traute der Formation
durchaus gute Chancen beim
Fernsehwettbewerb „Franken sucht
den Supernarr“ zu.
Nicht fehlen duften natürlich die
Gardetänze des Neustädter Faschingsvereins.
Mit Kinder-, Jugendund
Prinzengarden zeigten alle Altersstufen
perfekt einstudierte Choreographien.
Der Elferrat begeisterte
mit einer Skihaserlshow. Mit Soloauftritten
überzeugten die Funkenmariechen
Marie Spachtholz, Sandra
Bieniok und Sandra Linsmeier.
Gstanzlsänger „Bäff“ erzählte Witze,
ließ sich über antiautoritäre Erziehung
aus und beauftragte Bürgermeister
Rupert Troppmann, ihm ein
Bier zu bringen. Troppmann, den
„Bäff“ ob der silbergrauen Haarpracht
in der Partei der „grauen Panther“
wähnte, hatte gleich auch für
sich selbst ein Glas Gerstensaft mitgebracht.
Diese Rechnung machte er
aber ohne „Bäff“, der den Rathauschef
kurzerhand zu Herausforderer
Gerhard Steiner zitierte, dem Troppmann
das Bier zu überlassen hatte.
Einen weiten Bogen von der Gesundheitspolitik
Obamas über die
Karriere von Ex-Bundeswirtschaftsminister
Philipp Röslers und die
schwierigen schwarz-roten Koalitionsverhandlungen
in Berlin bis hin
zur Kommunalpolitik spannte Faschingspräsident
Daniel Sommer in
der Bütt.
Fieser Trick
Statt Auslandszulage gebe es bei der
Bundeswehr unter Ministerin von
der Leyen wohl bald ein „Gewehrbetreuungsgeld“.
In Floß gebe es gewiss
keine Gespenster, fuhr er fort. „Das
Einzige, was dort umgeht, ist guter
Himbeergeist.“ Dass in Neustadt
Schwarz für Rot kandidiere, sei ein
fieser Trick, denn die CSU´ler würden
bestimmt schwarz wählen.
Bauchredner Mike Veidt erlaubte
sich einen Spaß mit dem Prinzenpaar
„Manuela I. de la médcine“ und
„Marco I. de la couleur“. Als fulminanten
Schlusspunkt kündigte Moderator
Jo Herbrecher nochmal die
wilden „Hot Jalapenos“ an.
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