Hallo Maria,
der Weihnachtsmann hat mir vor kurzen einen Besuch abgestattet und da haben wir uns ein paar Bierchen genehmigt. Zu später Stunde hab ich ihm dann einige von seinen Rentieren abgeschwatzt.
Du wirst es nicht glauben, aber als er dann wieder weg war, da hab ich mir die Rentiere etwas genauer untersucht. Das sind gar keine Rentiere. Das sind nur Schafe, die sich als Rentiere verkleidet haben. Alles nur Lug und Trug. Kaum hab ich ihnen die Hörner abgenommen, schon fingen sie munter an zu blöken.
So, und jetzt hab ich die Dinger natürlich am Hals und ich hab mir gedacht, wozu hab ich eigentlich Schwestern? Die könnten mir doch helfen die Schafe artgerecht unterzubringen. Schließlich liegen sie nur den ganzen Tag faul auf dem Sofa herum. Das kann der Egon (so heißt dieses Exemplar) doch auch sicher bei dir machen?
Egon ist ziemlich genügsam. Er braucht eigentlich so gut wie gar nichts. Ab und zu ein paar Streicheleinheiten oder einfach nur den Kopf rein kuscheln, schon ist er zufrieden.
Ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe. Ich gebe dir dann, wenn wir uns am 12. Januar sehen, einen aus.
Hallo Brigitte,
als ich am Freitag das letzte mal von der Arbeit nach hause gefahren bin, und so richtig gemütlich dahingetuckert bin, da tauchte plötzlich in meinem Scheinwerferlicht ein weißer Fleck auf der Straße auf. Ich dachte zuerst, da hat’s wohl einen halben Quadratmeter Schnee hingeschneit, bis ich aber entdeckte das da ein Schaf auf der Straße stand.
Ich bin dann natürlich sofort in die Eisen gestiegen und konnte mein Auto um haaresbreite noch vor dem Tier zum stehen bringen. Das war ein Schreck. Aber das Schaf hat sich scheinbar nicht minder erschrocken, denn es ist, ohne das ich es berührt hatte, einfach umgefallen.
Was tun sprach Zeus? Ich kann das Wollknäuel doch nicht einfach so auf der Straße liegen lassen. Ich bin dann erst einmal ausgestiegen und hab mich über das Schaf gebeugt. Ich konnte dann aber feststellen, das eine HLW (Herz-Lungen-Wiederbelebung) nicht nötig war. Im Gegenteil, just in dem Moment, als ich meinen Kopf über das Schaf beugte, sprang es auf und wir kollidierten mit unseren Köpfen so heftig, dass wir beide eine weiche Birne hatten. Ich hatte dann scheinbar irgendwelche Stimmen im Kopf, denn ich hörte das Schaf mir seinen Namen sagen: „Luise“.
Im Zuge, der aus dem Zusammenstoß resultierenden, geistigen Umnachtung habe ich das Vieh gepackt und in meine Kofferraum verstaut. Erst zuhause, als der Nebel in meinem Kopf sich wieder etwas gelichtet hatte, sind mir die Konsequenzen meiner Handlung bewusst geworden.
Blöd aber auch, jetzt standen wir beide da und schauten uns gegenseitig in die Augen. Aber da ist mir dann eingefallen, dass so ein Schaf doch eigentlich auch ein Nutztier ist. Und da hab ich dann an dich gedacht. Kannst du nicht etwas Wolle gebrauchen? Luise ist eigentlich ziemlich pflegeleicht. Du musst sie nur den ganzen Tag auf dem Sofa rumliegen lassen und ab und zu ein paar mal streicheln.
Hallo Monika,
neulich, als ich so im Bett lag, und wiedereinmal nicht recht einschlafen konnte, da hab ich doch glatt mal angefangen, Schäfchen zu zählen. Zuerst hatte ich ein Problem, mir die Schafe vorzustellen, aber nach einem Tritt in den Hintern meiner Fantasie, da hab ich mir einfach so ein kleine Wolke vorgestellt, in der die Schäfchen munter über einen Bretterzaun gesprungen sind.
Das war anfangs recht lustig und hat mich wohl eher wach gehalten, aber je größer die Zahlen wurden, um so anstrengender wurde die Sache auch. Fast wäre ich schon dabei eingeschlafen, als ich aber durch einen lauten Rums wieder aus meiner Lethargie herausgerissen wurde.
Ich hab gerade noch gesehen, dass ein etwas kleineres Schaf meinen Bretterzaun nicht überwinden konnte und holter-die-polter aus der Traumwolke direkt mir zu Füssen in mein Bett fiel.
Da hab ich nicht schlecht gestaunt. Auch das Schaf stand ganz verduzt auf meiner Bettdecke und hat mich treuherzig angeschaut. An Schlaf war da nicht mehr zu denken. Ich war dann aber erst einmal recht freundlich und hab es nach seinen Namen gefragt: „I-sol-dääää“, Hat es mich da angeblökt. Was soll ich jetzt mit dem Vieh. Ich kann doch keine Schafzucht hier aufmachen!
Tja, und da fiel mir dann meine Schwester ein. Du wolltest doch schon immer ein paar Tiere in deinem Garten aufziehen und den Rasenmäher kannst du dir dann auch sparen. Ich möchte dich deshalb bitten, dich um Isolde anzunehmen.
Hallo Lisa,
letztes Wochenende, als ich mal wieder in aller Früh von der Disco nach hause gekommen bin, da musste ich feststellen, dass sich irgendjemand an unserem Christbaum im Garten zu schaffen machte. Ich bin natürlich gleich hin und hab gleich losgebrüllt, was der denn in unserem Garten will.
Mein resolutes Auftreten hat den Kerl scheinbar vollkommen eingeschüchtert und ich konnte ihn nur noch stotternd zur Rede stellen. Er hat sich dann tausend mal entschuldigt und immer wieder nur gestammelt, dass das doch sein Auftrag wäre und er würde mir als Entschuldigung den Holger dalassen. Und schon war er weg.
Seltsame, wirst du dir jetzt denken. Dachte ich ja auch zuerst. Aber ich staunte nicht schlecht, als ich auf einmal ein Schaf neben mir entdeckte. Jetzt erst fiel mir auf, das der Kerl ja ein weißes Gewand anhatte und die Flügel am Rücken waren bestimmt auch nicht normal.
Ja da stand ich nun, wie ein begossener Pudel und neben das mich treuherzig anblickende weiße Etwas, genüsslich am dem Grasschopf kauend, den es sich gerade aus unserer Wiese herausgerissen hat.
Das geht so nicht, dachte ich mir und hab mich gefragt, ob nicht eine meiner Schwester mir da weiterhelfen könnte? Ich meine, es ist ja nur ein Schaf, das nur den ganzen Tag faul auf dem Sofa herumliegt. Kannst du dem Holger nicht vielleicht Unterschlupf gewähren?